Ohne Zeit und Raum II

Heute geht es offiziell um die chinesische Schrift bzw. die Schriftzeichen. Inoffiziell wollte ich jedoch mit dem gestrigen Eintrag fortfahren. Ich habe gestern, wie ich sicherlich noch wisst, damit begonnen, ein Zwischenfazit meines bisherigen, 5 Monate dauernden, Auslandsaufenthalt zu ziehen.

Dann mach ich doch gleich mal hiermit weiter:

13.September 2006
„Auf Nachfragen eines Inders, der unbedingt in China Autofahren möchte ( wie ich Happy) und sich sogar einen Internationalen Führerschein besorgt hat ( auch wie ich Happy)))) würde mit der Antwort ruhig gestellt, dass es für Ausländer in China verboten sei „Motor Cars“ zu fahren, gleichwohl es mit Chinesischem Führerschein aber erlaubt sei „Cars“ zu fahren.“

Was soll ich dazu sagen? Über meinen neulich erlangten chinesischen Führerschein habe ich ja lang und breit berichtet. Ich wiederhole mich ja nur ungern Winking aber einen Service dafür zu beauftragen, die Formalitäten zu erledigen, sollte man unbedingt in Betracht ziehen. Es erspart einem viel Mühe und Zeit.

26.Oktober 2006
“ d.h. m.a.W. mir wurde meine Digicam gestohlen“

Das war echt scheiße. Zum einen weil die Kamera grade neu war und zum anderen, weil mir die sehr gut gefallen hat. Naja, und im Auslandssemester ist man grundsätzlich knapper bei Kasse, so dass der Kauf einer neuen Kamera mal nicht so nebenbei möglich ist. Aber was solls, jetzt habe ich ja wieder eine, wenn auch etwas älter, aber damit lassen sich ja auch Fotos schießen, die ihr dann hier sehen könnt.
Zum Thema Kriminalität kann ich soviel sagen, dass China eigentlich ein sehr sicheres Land ist, auf jeden Fall in Bezug auf schwerer Kriminalität. Dagegen kann man hier leicht das Opfer von Diebstählen oder Betrügereien werden, wie ich selbst ja schon erleben durfte. Als Tipp für Chinareisende: Wachsam sein, dann kann nicht viel passieren.

6.November 2006
„Daneben besuchen wir Deutschen hier noch den Kurs „Interkulturelle Kommunikation“ von Prof. Meng. Dabei geht es im weitesten Sinn um Kommunikationsaspekte zwischen verschiedene Kulturen, so werden Kommunikationsmodelle, Begriffsdefinitionen, usw. erläutert. Interessant daran ist, dass dies ein Kurs für chinesische Germanistik Studenten ist, der somit auch in deutscher Sprache stattfindet.“

Abgesehen davon, dass ich diesen Kurs höchstwahrscheinlich nicht angerechnet bekomme, da meine Wahlfächer ja quasi schon feststehen und vollständig abgeleistet sind, war ich trotzdem ganz froh den besucht zu haben, ehrlich. Auch ganz ehrlich: Der Kurs ist an und für sich für uns nicht wirklich brauchbar. Es werden einige interessante Dinge angesprochen, z.B. Theorien der Kommunikationswissenschaft (insbesondere warum sich Mann und Frau oder Eltern und pubertierende Kinder nicht verstehen bzw. sich missverstehen). Wir Deutschen durften dann immer ppts mit einem Absatz aus den Theorien vorlesen und weil die meisten Chinesinnen das dann nicht verstanden haben war es dann auch gleich an uns, den Inhalt nochmal langsam gesprochen zu erklären. Wie ätzend!
Am interessantesten fand ich jedoch, dass man in diesem Kurs, endlich mal, mit „normalen“ Chinesischen Studenten zu tun hat und sieht, wie der Unterricht wirklich abläuft. Also nicht wie bei unserer Clueless clique.
Was mich wirklich beeindruckt hatte war eine der Chinesinnen, die auf Prof. Mengs Frage, zu wem man gehört (also bspw. der eigenen Familie, Stadt, Provinz) antwortete, sie gehöre zu sich selbst. Da haben wir erstmal geguckt, na und Prof. Meng auch. Und was kommt dann? Anstatt diese fortschrittliche Einstellung (wie ich finde) zu unterstützen kommt etwas verdutzt die Gegenfrage oder Feststellung man könne doch nicht nur zu sich selbst gehören.

Ich weiß nicht wieviel ihr über die chinesische Kultur wisst, aber was schon seit Jahrtausenden nicht an oberster Stelle der Kultur stand ist definitiv der Individualismus der Menschen, ganz im Gegensatz zu unserer Kultur. Wir hatten uns mit ihr auch noch unterhalten und ganz interessante Dinge erfahren, also dass sie z.B. mit ihrem Germanistikstudium unzufrieden ist und lieber in Deutschland Theaterwissenschaft studieren will. Nun kenn ich nicht sooo viele Chinesische Studenten, aber von denen die ich kennengelernt habe hatte ich den Eindruck, dass ihr Studium und die erfolgreiche Beeindigung extrem wichtig für sie selbst und ihre Familie sind. Dazu kommt, dass man Geschichten hört, dass sich Studenten vom Hauptgebäude in den Tod stürzen, weil sie ihr Studium mit größter Wahrscheinlichkeit nicht schaffen werden und Angst davor haben zurück zur Familie mit diesen Neuigkeiten zukommen, echt traurig. So ein Vorfall ist übrigens auch währeind unserer Zeit hier (etwa im November) passiert.

Wo ich wirklich negativ überrascht von einer unserer „cleveren“ Dozenten war die Meinung, dass der Student sich doch hätte mehr anstrengen sollen damit er erst gar nicht auf Suizidgedanken käme. Das ganze war also als Motivation gedacht für unsere LSBU Studenten. Danach haben wir auch erstmal gestaunt, wie man sowas als Dozent sagen kann.

Das soll‘s erstmal für heute gewesen sein. Ich bin mir jetzt noch nicht sicher, ob die neueren Einträge einer Revision würdig sind, deshalb werde ich die Reihe „Ohne Zeit und Raum“ erstmal ruhen lassen.

01.02.2007, Donnerstag, Woche 5